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Reisebericht 2013 "Kasbahs & Oasen" 16.04.2013 - 23.04.2013

Bereits im Jahre 2003, also vor genau 10 Jahren, habe ich Marokko das erste Mal besucht. Damals habe ich auf einer Rundreise die Königsstädte besucht und war begeistert von diesem Land im Norden Afrikas. Nun will ich wieder hin. Es sind nur knapp 4 Flugstunden von Deutschland bis nach Agadir in Marokko. Von dort soll es diesmal durch den Süden Marokkos gehen.

Das mit der Flugzeit muss allerdings relativiert werden. Im Reisebüro erfahre ich, dass der Flug mit Air Berlin von Berlin Tegel über Nürnberg nach Agadir geht. Abflug von Berlin-Tegel ist 06:30 Uhr, Ankunft in Nürnberg um 07:30 Uhr und Abflug von Nürnberg um 09:05 Uhr. Die Ankunft in Agadir soll dann um 11:05 Uhr Ortszeit erfolgen. Da die Uhr um 2 Stunden zurückgestellt werden muss, summiert sich meine Reisezeit auf 6,5 Stunden. Nicht eingerechnet ist meine Anreise von Neubrandenburg zum Flughafen Berlin-Tegel. Immer noch ist ein sogenannter Baufahrplan zwischen Rostock und Berlin gültig. Das heißt für mich: ab Neustrelitz mit Schienenersatzverkehr und einer erheblichen Reisezeitverlängerung. Es wird also wieder einen stressigen Anreise- und Abreisetag geben.

16.04.2013

Nachdem ich bereits am 15.04.2013 nach Berlin gefahren bin und mich bei meinem Bruder für eine kurze Nacht einquartiert habe, heißt es nun in aller Frühe, den Berliner Nahverkehr zu testen.

Mit der S-Bahn und dem Bus TXL komme ich pünktlich zum Flughafen. Gepäck aufgeben, die Kontrollen über mich ergehen lassen, auf den Flieger warten und dann geht es endlich los. Der Flugkapitän stellt sich kurz vor und äußert sich zum Schluss folgendermaßen: „Ich halte jetzt mal lieber die Klappe. Wollen mal schauen, dass wir hier schnell wegkommen.“

Der Flug nach Nürnberg ist kurz, dafür der Fußweg zum Anschlussflieger recht lang. Somit vermindert sich die reine Wartezeit auf ein Minimum und schon sitze ich im nächsten Flieger.

Wenige Zeit vor der Landung werden die Einreisekarten ausgeteilt. Ich fülle meine Karte pflichtbewusst aus.
Nach der Landung beginnt der Sturm auf die Passkontrolle. Sehr schnell bildet sich eine lange Schlange. Irgendwie geht es überhaupt nicht weiter. Ich übe mich also in Geduld.

Nachdem ich diese Hürde genommen habe, kommt wie immer der spannendste Augenblick. Glücklich greife ich zu meiner Reisetasche auf dem Förderband. Jetzt noch etwas Geld tauschen und die Phönix Reisegruppe finden.

In der Flughafenhalle haben die bekannten großen Reiseveranstalter gut sichtbare Stände aufgebaut und verteilen an ihre ankommenden Gäste bereits Wasserflaschen. Von Phoenix ist nichts zu sehen. Somit steuere ich erst mal auf einen der deutschen Reiseveranstalter zu und frage nach dem Stand von Phoenix-Reisen. Man zeigt mir die Richtung und ich treffe auf einer Gruppe Reisender, in deren Mitte ein Marokkaner damit beschäftigt ist, seine Unterlagen zu studieren.

„Phoenix“?, „Ja“. Mein Name wird auf der Liste des Marokkaners abgehakt. Weitere Informationen gibt es erst mal nicht. Nach einer gewissen Zeit kommt vom Marokkaner die Information, dass der Reisebus noch nicht da ist. Die Halle leert sich langsam. Die anderen Reiseveranstalter sind mit ihren Gästen fort. Auch unser Marokkaner hat sich von der Gruppe entfernt. Er hält sich dezent abseits von uns auf.

Nun ja – nach mehr als einer weiteren Stunde endlich die Erlösung. Wir steigen in unseren Reisebus und es geht los Richtung Marrakesch. Während der Fahrt durch Agadir fallen mir die vielen neu gebauten Häuser auf. Ganze Wohnsiedlungen werden zurzeit aus dem Boden gestampft. Auch die Straßen sind modernisiert und in einem sehr guten Zustand. Ich bin von den vielen baulichen Veränderungen sehr beeindruckt.

Auf halber Strecke legen wir eine Pause an einer Autobahnraststätte ein.
In Marrakesch wird das Hotel Meriem angesteuert. Es liegt zentral in einer recht schmutzigen Nebenstraße.

Ab jetzt ist es tabu, das eigene Gepäck zu tragen. Das erledigen die Kofferträger. Viel Zeit, das Hotel zu erkunden, habe ich nicht. Von 19:30 Uhr an gibt ist Abendessen. Der Raum dafür ist sehr klein und die Tische und Stühle entsprechend eng gestellt. Das angebotene Buffet ist recht übersichtlich. Zwei Frauen setzen sich noch an meinen Tisch. Ich kenne sie schon vom Flughafen her. Sie haben im Gegensatz zu mir die große Marokko Rundreise gebucht.

Wir kommen ins Gespräch und sie fragen mich nach dem Woher. Es stellt sich heraus, dass wir alle drei aus Neubrandenburg sind. Zufälle gibt es!!!

17.04.2013

Der Reiseverlauf sieht vor: „Heute besichtigen Sie Marrakesch, Königsstadt und frühere Hauptstadt Marokkos, die ‚Perle des Südens‘“.

Nach dem grottenschlechten Frühstück trifft sich die Gruppe um 08:30 Uhr. Wer nicht pünktlich ist, ist unser Reiseleiter Hassan. Der lässt auf sich warten. Die andere Gruppe (große Marokko Rundreise) hat sich bereits in einem separaten Raum zusammengefunden. Hassan erscheint mit einer 30-minütigen Verspätung.

Nun muss aber alles auch schnell gehen. Mit „Yalla, Yalla“ wird die Gruppe zum Aufbruch gedrängt. Aber stopp – noch gibt es zwei Formalitäten zu erledigen. Zum ersten müssen die Voucher an Hassan übergeben werden. Ohne Voucher keine Stadtbesichtigung, sagt er. Aufgeregte Hektik verbreitet sich in der Gruppe. Die Hälfte flüchtet schnell ins Hotelzimmer, um diesen Reisegutschein zu holen. Zum zweiten möchte Hassan pro Kopf 15 Euro einsammeln. Das ist das Trinkgeld für die Woche, die Hassan für die Gruppe einplant. Ohne diesen Bakschisch auch keine Stadtbesichtigung.

In den Allgemeinen Informationen zu Marokko von Phoenix steht dazu folgendes: „Damit Sie sich während der gesamten Rundreise nicht um Trinkgelder kümmern müssen, empfehlen wir pro Person/Woche eine Pauschale in Höhe von 15 Euro für Serviceleistungen der Kofferträger, der Busfahrer und der Reiseführung einzuplanen.“ Aus dieser Empfehlung wird nun bereits am ersten Tag eine Pflichtabgabe. Andere Länder, andere Sitten… Ohne Murren zahlt jeder „gerne“ die 15 Euro.

Nun geht es endlich los. Wir sitzen im Bus, Hassan vergisst das Zählen seiner Schäflein, und die Tour kann starten.

Zu Beginn, Hassan hat jetzt gute Laune, lernen wir einige wichtige Vokabeln wie „Guten Tag“, „Auf Wiedersehen“, „Wie geht es dir“ usw. auf arabisch. Hassan spricht vor und alle im Bus müssen es ihm im Chor nachsprechen. Die Stimmung ist gut und fast alle machen voller Begeisterung mit. Ich nicht! Ich mag dieses Lehrer-Schüler-Nachplappern nicht. Und so gehen die arabischen Wörter bei mir in das eine Ohr rein und gleich wieder aus dem anderen raus.

Unser erstes Ziel sind die Menara Gärten – ein Weltkulturerbe der UNESCO. Wer jetzt aber eine Gartenanlage oder einen weitläufigen Park mit Grünanlagen und Blumen erwartet, wird enttäuscht sein. Das ca. 100 Hektar große Areal besteht hauptsächlich aus einem Olivenhain. In dessen Zentrum befindet sich ein Wasserbecken mit vielen Fischen. Von diesem Bassin aus sorgt ein weit verzweigtes Kanalsystem für die notwendige Bewässerung. Angelegt wurde dieser Garten bereits in den Jahren 1156 bis 1157.

Wir sitzen nun alle wieder im Bus und Hassan telefoniert.  Anschließend gibt er bekannt, dass wir jetzt zum Hotel zurückfahren. Ein Gast ist bei der Abfahrt einfach vergessen worden…!

Nun, da wir vollzählig sind, steuern wir das nächste Highlight an. Wir besichtigen einen Ort voller Schönheit und Ruhe – die Saadier-Gräber. Im Internet habe ich dazu folgendes gefunden: „Vier Sultane ruhen in der 1917 wiederentdeckten Nekropole. Des weiteren auch mehr als 62 Angehörige der im 16. Jh. allmächtigen Dynastie der Saadier. Die Mausoleen sind mit prächtigen Carrara-Mamor und andalusisch anmutendem Mosaik- und Stuckwerk ausgestattet. Der prunkvollste Raum ist der Saal der Zwölf Säulen.“ Das Ganze wird durch eine wunderschön angelegte Gartenanlage abgerundet. Ich bin sehr beeindruckt.

Ebenso faszinierend ist der Komplex aus Räumen, Sälen, Innenhöfen und Gärten des Bahia Palastes.

Nun haben wir aber genug von Geschichte, Architektur und Kultur über Marrakesch erfahren. Der Mensch kann nur zu einem gewissen Grad die Fülle von Informationen in so kurzer Zeit aufnehmen. Und so steuern wir jetzt die Souks an. Doch vorher – es ist mittlerweile 14:30 Uhr – legen wir noch eine kleine Mittagspause ein. Hassan führt uns auf die Dachterrasse eines Restaurants und jeder bestellt, was er gerne möchte.

Ich entscheide mich für eine marokkanische Suppe. Sie wird mit allerlei Beiwerk wie Fladenbrot, Oliven und etlichen kleinen Süßigkeiten geliefert. Alles schmeckt wirklich sehr lecker und ich bin mit meiner Wahl mehr als zufrieden.

Bevor wir nun endgültig in den Souk von Marrakesch eintauchen, besuchen wir noch eine „Apotheke“. Wir werden in einen wohl temperierten Raum gebeten, indem uns zugleich Tee gereicht wird. Dann werden uns vielerlei Produkte gegen allerlei Wehwehchen angepriesen. Alles reine Naturprodukte! Nimm drei und bezahle nur zwei, kaufe dieses und du bekommst die ewige Jugend. Ich kaufe – wie immer – nichts. Trotzdem staune ich nicht schlecht, wie viel doch über die Ladentheke geht…

Die Souks von Marrakesch sind die größten Marokkos und eine Attraktion auch für Einheimische. Vor zehn Jahren habe ich sie noch alleine erforschen dürfen. Heute muss die Gruppe zusammen bleiben. Wir bekommen sogar noch einen weiteren Marokkaner als Sicherheit, damit auch ja keiner verloren geht. In den Souks herrscht ein Gewirr von Menschen aus allen Ländern. 

Eselkarren bringen neue Ware oder dienen als Müllabfuhr, in Pferdekutschen werden Touristen befördert und Jugendliche auf Mopeds knattern laut durch die verwinkelten Gassen. Das Angebot der Händler lässt keine Wünsche offen.  Textilien sind ebenso in Hülle und Fülle zu finden wie Teppiche, Lederartikel, Lampen, Teekannen, Schmuck, Holzfiguren, Schmiedearbeiten, exotische Gewürze und allerlei Obst und Gemüse. Garküchen bieten, wohl eher was für die Einheimischen, eine Vielzahl von Speisen an. 

Langsam füllt sich der Platz auch mit allerlei Gauklern, Artisten, Geschichtenerzählern, Schlangenbeschwörern und Musikern, die trommeln, fiedeln, flöten und tanzen.

Um einen besseren Überblick über das rege Treiben zu bekommen, begeben wir uns auf die Terrasse eines Restaurants. Einzige Bedingung ist der Kauf eines Getränks. Scharenweise kommen die Touristen hier hoch. Die Aussicht von hier aus ist wirklich super.

Es ist schon sehr spät als wir wieder unser Hotel erreichen und noch immer herrschen draußen gute 35 Grad.

18.04 2013

Heute steht uns eine lange Busfahrt von 400 km bevor. Wir verlassen Marrakesch, ohne das übliche Vokabeltraining auszulassen, und machen uns in Richtung Südosten auf.

Über den Tizi ’n-Tichka-Pass wollen wir das Hohe Atlas Gebirge überqueren. Die Straße führt am Anfang durch eine waldreiche Gegend. Es überwiegt das Grün rechts und links der sich allmählich in Serpentinen durch die reizvolle Landschaft schlängelnden Straße. Ich bin stark beeindruckt von den sich mir bietenden Farben.

Den höchsten Punkt erreichen wir bei 2260 m. Je mehr wir nun aber wieder an Höhe verlieren, desto karger gibt sich die Natur. Was für ein irrer Gegensatz! Nur noch selten wird die öde Landschaft von einer kleinen Oase aufgehellt.

Endlich erreichen wir das als Weltkulturerbe geschützte Lehmdorf Ait Benhaddou. Dort machen wir erst einmal unsere Mittagspause, bevor wir zu Fuß die bemerkenswerte Berberarchitektur in Augenschein nehmen.

Die Kasbahs, aus Lehm und Stroh erbaut, sind in ihrer Erhaltung sehr aufwendig. Ständig fängt der Lehm an, wieder abzubröckeln.

Auch als Drehort für viele Historien- und Abenteuerfilme („Jesus von Nazareth“, “Die letzte Versuchung Christi”, “Lawrence von Arabien”, “Gladiator”, “Alexander”) wurde diese natürliche Kulisse bereits genutzt.

Wir steigen bis an die Spitze des Hügels, an den sich die Lehmbauten schmiegen. Von dort oben haben wir einen herrlichen Blick über das ganze Areal.

Wir setzen unsere Fahrt fort. Über Ouarzazate. geht es durch eine Wüstenlandschaft, unterbrochen durch einige Oasen, nach Zagora. Gegen 20:00 Uhr erreichen wir unser zweites Hotel, das Palais Asmaa. Es ist inmitten eines schönen Palmenhains gelegen und strömt eine gewisse orientalische Atmosphäre aus.

Zum Abendessen, das Buffet ist okay, bestelle ich mir ein Bier für 30 DH.

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Marokko Atlas-Gebirge
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Marokko Atlas-Gebirge

19.04.2013

Das Frühstück im Hotel ist auch hier sehr spartanisch. Statt Butter gibt es nur Margarine, Joghurtbecher und Marmelade stehen zur Auswahl. Ich suche nach den ansonsten in jedem Hotel vorhandenen Frühstückseiern. Vergeblich! Erst mal eine Tasse Kaffee. Ich schaue auf die Tische der anderen Gäste. Und tatsächlich, es gab auf jeden Fall mal Eier. Also abwarten und Kaffee trinken. Schließlich wird mein Wunsch doch noch erfüllt. Die Eier gehen sogleich weg wie warme Semmeln. Das an sich sehr schöne Hotel hat somit auch seine Makel.

Bevor unsere heutige Reise nach Erfoud beginnt, gibt es noch einen Fotostopp an einem Wegweiser in Zagora. Ein Foto vor diesem Schild ist für jeden Touristen ein Muss. Auf dem Schild steht: „Timbuktu: 52 Tage“ und besagt, dass eine Kamelkarawane genau 52 Tage benötigt, um in die sagenumwobene Stadt Timbuktu in Mali zu gelangen.

Die Busfahrt führt zunächst durch eine endlos scheinende öde Steinwüste zum Karawanenzentrum Rissani. Bei einem Zwischenstopp an einer Raststätte gibt es noch eine Überraschung. Jeder bestellt sich ein Getränk, bei mir ist es ein Tee. Hassan geht von Tisch zu Tisch und gibt uns Bescheid, dass ein Gast aus unserer Gruppe gerne die Bezahlung der Getränke für jeden von uns übernehmen möchte. Als wir dann wieder im Bus unsere Plätze eingenommen haben, löst Hassan das Rätsel auf. Für ein älteres Ehepaar ist der heutige Tag der goldene Hochzeitstag. Beide sind sehr liebenswerte Menschen und nehmen nun die Glückwünsche aller Mitreisenden im Bus entgegen. Ihre Hochzeitsreise führte sie damals, vor 50 Jahren, ebenfalls durch Marokko.

Die eigentliche Karawanserei vor den Toren von Rissani, so stellen wir später fest, gibt es gar nicht mehr. Es stehen nur noch einige Ruinen in der Wüste. Besser ist es, so Hassan, gleich den Souk von Rissani zu besuchen. Das machen wir dann auch. Alles wirkt dort noch sehr authentisch und es macht Spaß, durch diesen kleinen, aber feinen Markt zu schlendern. Und so füllt ein jeder von uns seinen eigenen Proviant etwas auf. Hier eine kleine Preisliste (ein Dirham entspricht knapp. 10 Cent):

  • 1 kg Bananen oder Apfelsinen je 10 DH
  • 1 Fladenbrot 2 DH
  • 1 Flasche Wasser 7 DH

Unsre Tour endet heute nach ca. 300 km in Erfoud. Dieser Ort ist berühmt für seine Fossilien und zeugt von einer Zeit, da dieses Gebiet noch von riesigen Wassermassen überflutet war. Der Besuch einer Werkstatt, die sich auf die Aufarbeitung von Steinplatten mit den eingeschlossenen Fossilien spezialisiert hat, wird anschließend zur nächsten Verkaufsveranstaltung. Und letztendlich findet fast jeder eine Kleinigkeit.

Unser Hotel in Erfoud ist das Palms Club. Und auch hier gibt es etwas zu meckern. Ich suche in meinem Zimmer vergeblich nach Hand- bzw. Badetüchern. An der Rezeption dauert es eine kleine Ewigkeit, bis dieses Problem gelöst ist.
Um 16:00 Uhr soll der fakultative Ausflug zu den Sanddünen im Erg Chebbi beginnen. Ich habe also gerade noch Zeit, mich etwas frisch zu machen.

Die Geländewagen stehen schon bereit. Jeder hat 35 Euro für die Fahrt bezahlt. Ein stolzer Preis, wenn man bedenkt, dass pro Jeep sechs Gäste vorgesehen sind. Es wird also kuschelig eng. Die Tour geht los und bald wird die befestigte Straße zu einer unbefestigten Straße und darauf folgt dann nur noch Sand. Jetzt sind die Fahrer in ihrem Element. Die Geländewagen schwärmen aus. Jeder Fahrer sucht seinen eigenen optimalen Weg. Der Spaßfaktor bleibt dabei nicht aus.

Wir steuern ein Berberzelt in der Wüste an. Dort angekommen, wird eine Pause eingelegt. Von der Berberfamilie werden Tee und marokkanische Kekse gereicht. Es dürfen Fotos gemacht werden, bevor wir unsere Exkursion fortsetzen. Und dann sind wir endlich da. Der Blick auf die bis 150 m hohen Dünen ist sagenhaft. Vor den Sanddünen warten bereits dutzende Dromedare und ihre Führer auf die einfallenden Gäste. Noch einmal 15 Euro für einen Ritt auf einem Dromedar in die Sandwüste? Egal – das Erlebnis kommt so bald nicht wieder. Ich habe noch nie auf solch einem Tier gesessen und so halte ich mich lieber gut fest und achte auf meine Canon EOS 500D, als das Dromedar sich in die Höhe erhebt.

Nach fünf Minuten auf dem Wüstenschiff in der Sandwüste bin ich eins mit meinem guten Tier. Es bereitet mir Freude, und ich mache aus dieser luftigen Höhe ein paar schöne Fotos. Wir dringen mit den Dromedaren immer tiefer in die Wüste ein, bis es für die Tiere nicht mehr weiter geht. Sanft legen sie sich nieder, wir steigen ab und erklimmen voller Begeisterung den Berg aus Sand.

Die Aussicht von dort oben ist faszinierend. Wir genießen die Farbenpracht, die uns die langsam untergehende Sonne zaubert. Etwas warmer Wind kommt auf und das Objektiv an meinem Fotoapparat antwortet mit einem leichten Knirschen. Zeit also, alles wieder sandgeschützt zu verpacken.

Bevor es ganz dunkel wird, machen wir uns auf den Rückweg. Unterwegs halten wir noch einmal völlig überraschend. Hier draußen in der stockdunklen Nacht ist wirklich nichts zu sehen. Werden wir jetzt gekidnappt? Die Fahrer zeigen nach oben in den Sternenhimmel. Der Anblick – wie schön!!!

Wieder im Hotel, dusche ich mir jede Menge Sand aus den Haaren und vom Körper. Und auch mein Fotoapparat muss gründlich gereinigt werden.

Das späte Abendessen im Hotel gefällt mir ausgesprochen gut.

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Marokko Zagora
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Marokko Marokkanische Gastfreundschaft
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Marokko Rissani
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Marokko Erg Chebbi

20.04.2013

Unsere Strecke für den heutigen Tag in Kurzform: Erfoud – Todra-Schlucht – Straße der Kasbahs – Tinghir – Quarzazate.

Es geht durch eine öde Steinwüste. In Tinghir angekommen, laufen wir durch den dortigen Souk. Hassan möchte uns ein typisches Berberhaus zeigen. Dort könnten wir uns anschauen, wie Berber so leben, meint er. Als wir das Haus betreten, sehen wir sofort, was jetzt auf uns zu kommt. Wir werden in einen großen Raum gebracht, der übliche Tee wird gereicht und anschließend dutzende Teppiche verschiedenster Größe, Sorte, Qualität und Preislage feilgeboten. Mehrere Schichten belegen den Fußboden. Dieses mal bleibt die Gruppe eisern. Wir kaufen nichts. Die wievielte Verkaufsveranstaltung war das jetzt eigentlich…?

Von Tinghir aus machen wir jetzt mit dem Bus einen Abstecher zur Todra-Schlucht. Es ist eine sehr tiefe Schlucht, die Felsen ragen bis zu 300 m in die Höhe und an ihrer engsten Stelle ist die Schlucht nur 10 m breit. Unten führt eine befestigte Straße an einem Fluss entlang. Sie endet dann irgendwann und den Rest der Schlucht können wir zu Fuß begehen. Am Flussufer halten etliche marokkanische Familien ein Picknick ab. Und natürlich fehlen auch die üblichen Souvenirstände nicht.

Nach 340 km erreichen wir kurz vor 19:00 Uhr Quarzazate. Unser Hotel ist das Riad Salam.

21.04.2013

An den Cla-Filmstudios vor den Toren von Quarzazate vorbei setzen wir unsere Reise durch das Anti-Atlasgebirge bis Taroudant fort.

Dort führt uns Hassan durch den sehr alten, ursprünglichen Souk. Die Stadt ist äußerst arm und die Bevölkerung führt ein entsprechend bescheidenes Leben. Viele sind auf das Wasser aus den öffentlichen Brunnen der Stadt angewiesen.

Taroudant war im 16. Jahrhundert für kurze Zeit sogar die Hauptstadt der Saadier, bevor sie ihre Hauptstadt nach Marrakesch verlegten. Von dieser Glanzzeit zeugen bis zur Gegenwart die zinnengeschmückte Stadtmauer und die fünf Stadttore.

Kurz vor Tafraoute machen wir noch einmal einen Fotostopp in einem sehr gepflegt aussehenden Dorf. Wir erklimmen zu Fuß einen Felsen, der dem Ort eine besondere Note verleiht.

In Tafraoute angekommen, beziehen wir unser Hotel mit dem Namen Saint Antoine.

Die Fahrt war heute sehr anstrengend. Ganze 460 km waren wir unterwegs und das Thermometer im Bus zeigte über 40 Grad Außentemperatur an. Zum ersten Mal spüre ich die extreme Hitze. Ich fühle mich etwas schlapp.

Das Essen im Hotel ist im Gegensatz zu bisherigen Erfahrungen sehr gut.

22.04.2013

Die Rundreise neigt sich langsam dem Ende zu, denn nun geht es zurück nach Agadir.

Ich bin leicht „erkältet“, jedenfalls habe ich mir einen Husten eingefangen.

Hassan ermöglicht es seinen Gästen, noch zwei Mal etwas einzukaufen. Wir machen halt an einer Silberwerkstatt, in der allerlei Schmuck angeboten wird. Teekannen dürfen natürlich auch hier nicht fehlen. Marokko lebt von seiner Handwerkskunst. Das bestätigt sich an dieser Stelle in anschaulicher Art und Weise.

Den zweiten Stopp legen wir bei einer Frauen-Kooperative ein, die sich auf die Herstellung und eigene Vermarktung des über die Landesgrenzen hinaus bekannten und sehr geschätzten Arganöles spezialisiert hat. Die Herstellung des Öles liegt in Marokko traditionell in den Händen der Berberfrauen. Die Arbeit ist mit Sicherheit sehr mühsam, gibt aber den Frauen die Möglichkeit, selbst etwas für die Verbesserung ihrer eigenen wirtschaftlichen und sozialen Lage zu tun. Natürlich bekommen wir die Gelegenheit, verschiedene Sorten und Geschmacksrichtungen zusammen mit etwas Fladenbrot zu kosten. Diese gelbrötliche zähe Flüssigkeit mit dem nussigen Geschmack ist einfach delikat.

Nachdem jeder potenzielle Käufer seinen ganz eigenen und speziellen Schatz verstaut hat, setzen wir unsre Fahrt Richtung Agadir fort.

Wir erreichen diese quirlige Stadt gegen 16:00 Uhr und beziehen die letzte Unterkunft unserer Rundreise. 

Es ist das Anezi Hotel und befindet sich unweit der Strandpromenade. Dorthin führt mein kleiner privater Ausflug vor dem Abendessen.

Ein kräftiger Wind weht am Strand und nur wenige Badelustige trauen sich ins Wasser.

Nach dem Abendessen werde ich von zwei Frauen aus unserer Reisegruppe überredet, mit ihnen zusammen nochmals eben diese Strandpromenade zu besichtigen. Und abends ist es wirklich ein Erlebnis, dort entlang zu schlendern.

Wir genießen das Treiben der vielen einheimischen Familien, die Geschäftigkeit in den Cafes und Restaurants und staunen über die riesige beleuchtete Inschrift auf dem Kasbah-Berg „Allah, al-Watan, al-Malik“ – „Gott, Vaterland, König“.

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Marokko Silberwerkstatt
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Marokko Agadir
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Marokko Agadir

23.04.2013

Heute heißt es Abschied nehmen von Marokko. Ich habe genügend Zeit für das Packen, denn mein Abflug ist für 12:45 Uhr bestätigt worden.

Es geht über einen Zwischenstopp in Nürnberg nach Berlin-Tegel. Und wie bei meiner Anreise komme ich nicht umhin, in Berlin zu übernachten.

Der Flieger landet zwar pünktlich um 21:35 Uhr aber bis ich mein Gepäck habe und den Flughafen verlassen kann, ist auch die letzte Zugverbindung ins ferne, tiefe Mecklenburg dahin.

Fazit der Marokko-Reise:

Marokko ist ein schönes Land und immer einen Besuch wert. Auch wenn die Hotels nur mittelmäßig waren, auf einer Rundreise ist man ja meistens lediglich für eine Nacht in einem Hotel, das Essen hätte trotzdem etwas besser sein können.

Die gesamte Rundreise wurde durch die örtliche Agentur „Tree Cameli Tours“ organisiert und durchgeführt. Hierbei hätte ich mir gewünscht, dass bei Pausen die entsprechenden Lokalitäten nicht gleich von drei Bussen dieser Agentur binnen kurzer Zeit angesteuert werden. So stürmten mal locker über 100 Touris das nette Restaurant. An eine Pause zum Durchatmen war dann nicht mehr zu denken.

Die Sanddünen von Erg Chebbi sind wirklich ein Muss für alle, die so etwas noch nicht gesehen haben.