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Reisebericht Lykien 2014 "Auf traumhaften Pfaden entlang der lykischen Küste" 05.10.2014 - 12.10.2014

„Der lykische Wanderweg zählt zu den schönsten Wanderwegen weltweit und führt von Fethiye nach Antalya immer entlang der lykischen Küste.“ So steht es zumindest im Katalog des Reiseveranstalters Gebeco. Die weitere Beschreibung dieser Reise beinhaltet einen gesunden Mix aus Kultur und Geschichte, aus Wandern und anschließendem Badevergnügen. Es entspricht also genau meinen Wünschen und somit buche ich diese 8-Tage-Erlebnisreise für Anfang Oktober.

Etwas irritierend sind dabei die Katalogangaben über die möglichen Flugverbindungen. Gebeco bietet Charterflug Vollcharter (SA) oder TUI-Charter (TU) an. SA ist 150,00 EUR billiger. Mein Reisebüro versucht eifrig, den Grund für diesen Unterschied herauszufinden. Jedoch ergibt die Buchungsanfrage im März, dass nur noch TU möglich wäre. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…! Somit bezahle ich, einschließlich Einzelzimmerzuschlag, stolze 1.255,00 EUR statt des im Katalog angepriesenen Einstiegspreises von 785,00 EUR.

05.10.2014

Bei Gebeco ist der Zug-zum-Flug bereits inklusive und ich nutze diese Leistung gerne. Um 07:31 Uhr steige ich in den Zug nach Berlin, um pünktlich vom Berliner Gesundbrunnen mit der S42 bis zur Beusselstraße zu fahren. Von dort bringt mich der Bus TXL zum Airport. Da niemand die Absicht hat, einen neuen Flughafen zu errichten, ist es nach wie vor Berlin Tegel.

Der Flug ist für 12:30 Uhr angesetzt und dauert gute 3 Stunden. Die Fluggesellschaft hat den Namen Sun Express und wirbt mit individuellem Service. Das heißt auf deutsch, dass alle Getränke und Speisen cash bezahlt werden müssen. Aber wahrscheinlich muss man das Flugzeug, das, wie in der Einleitung erwähnt, 150 € weniger kostet, selber fliegen.

Mit einer Stunde Zeitverschiebung landen wir pünktlich um 16:45 in Antalya. Bevor ich am Laufband nach meinem Gepäck schaue, tausche ich noch schnell 100,00 EUR am Wechselschalter in 245,00 TL. Meine Freude ist groß, als ich wenig später meine Reisetasche auf dem Laufband wiedersehe. Schnell finde ich die Gebeco Reiseleitung. Ein Paar ist bereits da und wir warten noch auf ein weiteres Ehepaar. Also sind wir dieses Mal fünf Personen, die von Berlin eintrudeln (bei meiner Kappadokien-Reise war ich der einzige aus Richtung Berlin).

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Türkei
Antalya

Das IC Airport Hotel ist schnell erreicht. Es liegt weniger als 10 Minuten Busfahrt vom Flughafen entfernt. Beim Einchecken werden wir auf einen dort hinterlegten handschriftlich verfassten Zettel des Reiseleiters hingewiesen. Darauf stehen die notwendigen Angaben für den nächsten Tag. Zum Abendessen – es ist um den Swimmingpool herum angerichtet – werden wir mit Livemusik verwöhnt. Ein wirklich sehr schöner Einstieg in eine erholsame Urlaubswoche. Wenn da nur nicht die vielen Starts vom nahegelegenen Airport wären! Die Musiker tun mir leid. Sie geben ihr Bestes, aber alle paar Minuten donnert ein Flieger über das Hotel. Es wirkt schon grotesk, wie die Musiker alles mit einem Lächeln wegstecken.

06.10.2014

Pünktlich um 08:30 Uhr treffen sich 18 reiselustige Menschen plus Reiseleiter und Busfahrer zur ersten Etappe unseres Wanderurlaubs. Freundlich werden wir von Cengiz begrüßt. Er wird uns die kommende Woche die Schönheit seiner Heimat näher bringen.

Als erstes machen wir noch einen kurzen Stopp bei einem kleinen Supermarkt und einem Bäcker in Antalya. Cengiz möchte für ein gemeinsames Picknick einkaufen. Jeder darf natürlich seine Wünsche äußern. Insgesamt sind drei solcher Picknicks laut Reiseprogramm vorgesehen. Sein Vorschlag, für die ganze Woche eine Wasser-Flatrate einzuführen, findet ebenfalls rege Zustimmung. Jeder zahlt Abdullah, dem Busfahrer, 6 EUR und er sorgt für ausreichend Wasser. So können wir uns ab sofort mit 0,5 Liter Wasserflaschen ohne Limit aus einer Kühltruhe im Bus versorgen. Bequemer geht es wohl nicht. Damit ist die Wasserfrage für die anstehenden Wanderungen auch geklärt.

Wir verlassen langsam Antalya. Cengiz berichtet, dass zurzeit das große Opferfest gefeiert wird. Es ist das wichtigste religiöse Fest in der islamistischen Welt und in seiner Wertigkeit in etwa mit unserem Weihnachtsfest zu vergleichen. 2014 sind die Feiertage vom 04. bis 07. Oktober. Das massenhafte Abschlachten von Tieren findet Cengiz jedoch nicht so toll. Angst haben müssen alle Wiederkäuer, denn nur sie dürfen geopfert und gegessen werden.

Das Opferfest geht auf die Geschichte Abrahams im Alten Testament zurück. Auf Grund seines Glaubens sollte Abraham einen seiner Söhne an Gott opfern. Dazu war er, ohne zu zögern, bereit.

Als Dank für dieses Glaubensbekenntnis durfte er jedoch seinen Sohn behalten und opferte anstelle des Sohnes ein Lamm. Zum Gedenken daran schlachten die türkischen Familien ein Lamm oder eine Ziege. Der siebte Teil soll jedoch an Familien gehen, die nicht schlachten können.

Nach so viel Fleisch macht uns Cengiz auf die großzügig angelegten Picknick-Plätze am Straßenrand aufmerksam. Die Lieblingssportart, so Cengiz, ist für die Türken unbestritten das Picknick. Hier treffen sich die Familien und Freunde und frönen dem Nichtstun – abgesehen von essen und trinken und schwatzen. Erst an zweiter Stelle, so seine weiteren Ausführungen, kommt das Ringen. Das Ringen üben aber nur die Türken, die beim Picknick zu viel Raki getrunken haben Cool.

Rund 30 km von Antalya liegt Termessos. Hier startet unsere erste kleine Wanderung durch die Ruinenstadt am Fuße des Taunusgebirges. Schwer zugänglich, auf 1000 Meter Höhe liegend, hatte diese Stadt einst einer Belagerung Alexanders des Großen getrotzt. Mit dieser Kenntnis im Hinterkopf besichtigen wir auf einem Rundgang die Überreste der Stadtmauer, Stadttore, Tempel, Zisterne, ein Gymnasium und Häuserruinen. Cengiz zeigt und erklärt uns dabei nicht nur die einzelnen noch erhaltenen Bauten. Er ist auch ein begnadeter Pflanzenkundler. Sein großes Hobby möchte er uns unbedingt näher bringen.

Ein Highlight ist ohne Frage das gut erhaltene antike Theater. Es soll 4800 Menschen Platz geboten haben. Um zu den obersten Rängen des Theaters zu gelangen, klettern wir über ein paar große behauene Steine. Es lohnt sich, denn von dort, in Richtung Bühnenwand, gelangen wir direkt zum Abhang des Berges. Nach zwei Stunden sind wir wieder auf dem Parkplatz angekommen und machen erst mal Picknick.

Unsere Busfahrt führt uns anschließend nach Fethiye. Unterwegs erzählt uns Cengiz in seiner ganz besonderen, eigenen, humorvollen Art die Geschichte des Bellerophon in Lykien, einem Helden aus der alten griechischen Mythologie.

Unser Hotel für die nächsten 3 Nächte trägt den Namen Nevada Su. Es ist eine kleine Hotelanlage, bestehend aus zwei Häusern, und bietet noch etwas familiären Flair. Die etwa 50 Zimmer sind von ihrer Größe her recht unterschiedlich. Mein Zimmer ist ca. 4,5 m x 2,5 m groß. Darin befinden sich ein Doppelbett, ein Kleiderschrank, ein kleiner Kühlschrank und ein wirklich extrem kleiner Fernseher. Platz für einen Tisch mit Stuhl ist nicht vorhanden. Dafür ist mein Balkon recht großzügig bemessen.

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Türkei Antalya
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Türkei Antalya
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Türkei Termessos

07.10.2014

Eine Panoramawanderung mit anschließendem Baden in Öldüdeniz steht heute auf dem Plan. Da wir unterwegs wieder ein Picknick machen wollen, fahren wir um 08:30 Uhr erst mal zum Markt von Fethiye. Der Markt ist ausgedehnter, als erwartet und bietet alles Erdenkliche. Die ersten kleinen Urlaubsmitbringsel werden gekauft.

Wir fahren weiter über Ovacik in Richtung Ölüdeniz. Von dort geht es noch ein kleines Stück Richtung Süden, ehe wir links abbiegen und unseren Weg bis nach Kirme fortsetzen.

Dort beginnt gegen 10:30 Uhr unsere Wanderung bei schönem warmen Wetter. Mit anderen Worten: es ist schon mächtig heiß. Jeder versucht, sich, so gut es geht, vor den brennenden Sonnenstrahlen zu schützen.

Wir folgen nun dem Lykischen Weg, auch “Likya Yolu” genannt. Über eine Schotterpiste kommen wir schnell zu einem schönen, breiten Wanderweg. Rechts von uns ist der Baba Dagi Berg mit seinen 2000 Metern zu sehen. Fast pausenlos stürzen sich von dort dutzende Gleitschirmflieger zu Tal. Es ist ein atemberaubendes Bild.

Und links von uns haben wir immer wieder einen wunderschönen Blick auf die Bucht von Ölüdeniz. Ein Postkartenpanorama folgt dem nächsten.

In Kozagac, einer typischen Streusiedlung, legen wir eine kleine Pause ein. Den Brunnen dort, mit sehr gutem Gebirgswasser, nutzen wir, um das mitgebrachte Gemüse für unser Picknick zu waschen. Das Picknick nehmen wir wenig später auf einer Anhöhe ein.

Ab jetzt geht es wieder langsam bergab. Der Weg verengt sich zu einem felsigen Mulipfad. Es geht immer weiter runter und die Aussichten auf die Bucht werden immer atemberaubender.

Schnell zieht sich die Gruppe in die Länge. Wieder und wieder lege auch ich eine Fotopause ein. Mir ist jetzt schon klar – es wird verdammt schwer, aus der Fülle der Fotos später eine Auswahl zu treffen.

Meine neu erworbenen Trekkingstöcke kommen nun voll zur Geltung. Der Weg ist sehr steinig und erfordert einige Aufmerksamkeit. Letztendlich erreichen wir gegen 16:00Uhr die Bucht von Ölüdeniz, in der wir ein Bad im Meer nehmen.

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Türkei Lykien
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Türkei Lykien Ölüdeniz
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Türkei Lykien Ölüdeniz
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Türkei Lykien Ölüdeniz

08.10.2014

Wir machen uns heute bereits um 08:00 Uhr auf den Weg. Der gestrige Tag war doch sehr schweißtreibend, besonders in der Mittagshitze. Auf dem Programm steht die Besichtigung der Geisterstadt Kayaköy.

Nach dem Unabhängigkeitskrieg der Türkei kam es 1923 zum sogenannten Lausanner Vertrag, der die Vertreibung vieler Griechen und auch Türken aus ethnischen und religiösen Gründen legalisierte. Etwa 1,2 Millionen ethnische Griechen verloren ihre Heimat. Im Gegenzug wurden etwa 400 000 Muslime vom Balkan und aus Griechenland „eingetauscht“. Die meisten türkischen Neusiedler weigerten sich jedoch, in die Häuser der Griechen von Kayaköy einzuziehen. Es war einfacher für die Türken, sich im tieferen Tal niederzulassen, als die von einem Fluch belegten und unter Wassermangel leidenden, am Berghang gelegenen Häuser der Griechen zu nutzen.

Nach der Erkundung der Geisterstadt beginnt unsere heutige Wanderung. Erst mal geht es steil aufwärts. Der Pfad führt anschließend durch einen schönen, schattigen Wald, bevor es wieder bergab bis nach Belcegiz geht.

Nach einer kurzen Pause fahren wir weiter bis zur Saklikent Schlucht. Dort angekommen, kehren wir in ein Fischrestaurant ein und lassen uns die frische Forelle schmecken. Es folgt die Besichtigung des imposanten Canyons. Über einen Holzsteg geht es über den wilden Xanthos-Fluss etwa 150 m lang in die Schlucht hinein. Von beiden Seiten des Flusses ragen die Felsen fast senkrecht in die Höhe. Am Ende des Holzsteges besteht die Möglichkeit, mit entsprechenden Gummistiefeln und einem Schutzhelm den Canyon weiter stromaufwärts zu durchqueren. Wir tun das aber nicht und fahren stattdessen zurück nach Fethiye.

Nach unserer Ankunft gönnen wir uns einen kleinen Bummel durch die Einkaufsgassen der Stadt. Bevor es zurück ins Hotel geht, besichtigen wir noch oberhalb des Ortes die imposanten Felsengräber in einer steilen Felswand.

09.10.2014

Heute nehmen wir Abschied von Fethiye. Um 08:00 Uhr sitzen wir alle wieder auf unseren Stammplätzen im Bus. Nach einer kurzen Strecke ein kleiner Halt am Straßenrand. Ein Feld mit Getreidehocken, so scheint es, zieht die Aufmerksamkeit von Cengiz auf sich. Was er uns unbedingt zeigen, möchte entpuppt sich jedoch als Hocken der Ölpflanze Sesam. Mmh lecker, jeder denkt sofort an die süße Sesampaste während unserer Picknicks.

Weiter geht die Fahrt. Nach einer Stunde haben wir das erste Ziel, den Beginn unserer heutigen Wanderung, erreicht. Wir möchten die antike Ruinenstadt Xanthos besichtigen.

Der Weg dorthin, entlang eines Berghangs, wird immer wieder von einigen Ruinen gesäumt. Xanthos war einst lykische Hauptstadt und ist heute UNESCO Weltkulturerbe. Sehenswert sind auf jeden Fall der Pfeilersarkophag und das Theater. Ich muss aber ehrlicherweise eingestehen, dass ich auf dieser Reise nun langsam genug „Alte Steine“ zu Gesicht bekommen habe.

Von der Ruinenstadt fahren wir wieder mit dem Bus einen kleinen Abschnitt bis kurz hinter Cavdir, von wo aus wir unsere heutige Wanderung fortsetzen.

Das nächste Ziel der Wanderung ist Cayköy. Es ist ein schöner, schmaler Höhenweg, der ab und zu etwas Schwindelfreiheit abverlangt. Natürlich stoßen wir auch hier auf „Alte Steine“, wie zum Beispiel die Reste eines römischen Aquadukts.

Wir erreichen Cayköy gegen Mittag. Cengiz hat bereits per Handy das Mittagessen für uns organisiert. In einem kleinen Restaurant, im Schatten einer Veranda, werden uns die leckersten Pizzen serviert. Absolut Daumen hoch!

Unser nächstes Ziel ist Patara. Wir besichtigen – was sonst – die antike Ruinenstadt. Zu sehen sind u.a. ein Triumphbogen, Säulengänge, ein Amphitheater und ein vor kurzem wieder aufgebautes Parlamentsgebäude der Lykier. Bekannt wurden Patara und seine Umgebung auch durch den Heiligen Nikolaus, der aus Patara stammen und als Bischof im nahen Myra im 4. Jahrhundert viele Wunder bewirkt haben soll.

Für heute haben wir der Antike genügend gehuldigt. Die folgende Busfahrt führt uns über Kas, ein ehemaliges Fischerdorf, versteckt in einer stillen Bucht der lykischen Küste, nach Finike, wo unser Hotel für die nächsten Tage liegt. Unterwegs dorthin fallen mir die Augen zu und ich mache ein kleines Nickerchen im Bus.

Das Hotel Presa di Finica zeigt sich als ein ziemlich großer Betonklotz. Das Abendessen bietet alles, was das Herz begehrt. Erstaunt sind wir jedoch über die wenigen Gäste. Außer uns ist nur noch eine Handvoll anderer Hotelgäste da.

10.10.2014

Auf derselben Küstenstraße, die wir gestern gekommen sind, fahren wir nach Demre. Am nördlichen Stadtrand liegt das antike Myra mit seinen eindrucksvollen lykischen Felsengräbern. Ja – die Antike lässt uns auch heute nicht los.

Die Felsengräber stammen aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. und gehen auf den Entrückungsglauben der alten Lykier zurück. Damit die Seele eines Verstorbenen möglichst ungehindert, auf direktem Wege, mit Hilfe von Vogeldämonen in den Himmel gelangen konnte, war man also gut beraten, die letzte Ruhestätte entsprechend hoch oben anzulegen. Und natürlich sollte es dem Verstorbenen an nichts fehlen. So meißelten die Lykier für ihre verstorbenen Anführer die Gräber in Hausform in den Felsen. Je höher und prachtvoller, umso besser. Auch die alten Römer hatten Gefallen an diesem Ort und errichteten gleich nebenan ein schönes, noch gut erhaltenes Amphitheater. Außerdem sind viele Skulpturen und Säulenbruchteile zu bestaunen.

Als nächstes steht die Besichtigung der Nikolaus-Kirche auf dem Programm. Nikolaus wirkte in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts als Bischof von Myra und hat sich tatkräftig für die Armen und Bedürftigen in dieser Region eingesetzt. Später wurde er heiliggesprochen und ihm zu Ehren die Nikolaus-Kirche gebaut. Sein Gedenktag wird jedes Jahr am 6. Dezember begangen. Seine Gebeine befinden sich heute nicht mehr in Myra. Zu besichtigen ist jedoch noch der Sarkophag. In der Griechisch- und Russisch-Orthodoxen Kirche besitzt der heilige Nikolaus größte Bedeutung. So wundert es nicht, dass der überwiegende Teil der Touristen in Myra Russen sind.

Für das heutige Picknick muss noch eingekauft werden. Wir steuern deshalb, wie üblich, den Markt an und besorgen uns alles frisch. Ich lasse mir aus einem großen Sack eine kleine Tüte Sesamkörner abfüllen, als Mitbringsel für zu Hause. Unmittelbar vor dem Markt sehe ich einen Türken auf einer MZ. Das legendäre Motorrad „Made in GDR“ muss ich unbedingt fotografieren.

Jetzt heißt es: ab zur Küste. Wir fahren nach Kaleücagiz und besteigen unser gechartertes Boot. Es wird eine sehr schöne Bootsfahrt mit Baden in einer romantischen Bucht und anschließendem Picknick an Bord. Einfach herrlich! Nach dem Essen wird der Anker gelichtet und wir nehmen Kurs auf die gegenüberliegende Insel Kekova. Ganz langsam steuert der Kapitän sein Schiff an der Küste entlang. Kekova ist berühmt für ihre Unterwasserruinen. Die gleichnamige versunkene Stadt Kekova wurde einst durch ein Erdbeben zerstört. Das Wasser ist kristallklar und durch den gläsernen Boden von unserem Schiff sind einige wenige Mauerreste, umschwärmt von kleinen Fischen, zu erkennen. Jedoch – allzu viel sieht man auch nicht und etwas Fantasie wird uns schon abverlangt.

Unser Bootsausflug endet in Kaleköy (Burgdorf). Es geht einen steilen Hang hinauf. Dort gibt es das kleinste antike Theater von ganz Lykien zu besichtigen und hoch oben auf der Burg weht die türkische Fahne.

Von hier aus wandern wir weiter, immer entlang der Bucht, bis zurück nach Ücagiz. Dort gönnen wir uns noch eine kleine Tee-Pause, bevor uns der Bus zum Hotel zurück bringt.

Unterwegs erzählt uns Cengiz eine seiner berühmten Geschichten aus der griechischen Mythologie. Dieses Mal geht es um Zeus, seine Geliebte Io, die Göttin Hera, den Riesen Argos mit seinen hundert Augen und den Götterboten Hermes. Nachdem die Geschichte zu Ende erzählt ist und wir uns zum wiederholtem Male über die Erzählkunst von Cengiz freuen können, schenkt er jedem von uns einen türkischen Glücksbringer: ein Nazar Boncuk – ein blaues Auge aus Glas. Feierlich betont er, dass nur ein geschenktes Auge seine Wirkung als Glücksbringer entfalten kann. Ich befestige meinen Glücksbringer an meinem Rucksack und dort wird er auch für alle Zeiten bleiben.

Zum Abendessen sind wir die einzigen und letzten Gäste für dieses Jahr. Das Hotel wird am nächsten Tag schließen und erst wieder Ende April oder Anfang Mai 2015 öffnen. Die Saison ist vorbei.

11.10.2014

Die Koffer sind wieder im Bus verstaut. Es wird unser letzter gemeinsamer Tag werden. Der Startpunkt für unsere heutige Wanderung liegt bei Ulupinar. Unser Ziel wird Cirali sein. Die Wanderung beginnt mit einem schönen schattigen Waldweg.

Die Ruhe wird nur „gestört“ durch das Treiben und Rufen eines Ziegen- oder Schafhirten irgendwo. Wenig später kreuzen ein paar der Tiere unseren Weg. Erst geht es sachte bergab, über ein Flussbett und anschließend immer steiler werdend wieder bergauf. Unser Weg wird nun links und rechts von unzähligen Alpenveilchen gesäumt. Einfach eine Pracht. Der ganze Waldboden scheint mit Alpenveilchen übersät zu sein. Wir machen eine kurze Rast.

An einem Ast hängt, als Wegmarkierung, der Schädel einer Ziege. Nun ist es nicht mehr weit bis zu der eigentlichen Attraktion dieser Wanderung, den ewigen Flammen.

Wir erreichen den Hügel, von dem uns ein junges Pärchen entgegenkommt und nach dem Weg fragt. Der Lykische Weg ist nicht einfach, die Wegmarkierungen sind nicht immer ganz eindeutig und nur zu häufig gelangt man durch einen großen Umweg ans Ziel. Cengiz gibt die nötigen Tipps und beide wissen jetzt: zufällig haben wir alles richtig gemacht.

Wenige Schritte später erreichen wir die ersten Flammen. Es ist das erste von zwei Flammenfeldern. Beide liegen etwa einen Kilometer auseinander. Das Feuer entsteht durch Verbrennung von Gasen, die aus Rissen, Spalten und kleineren Öffnungen eines felsigen Abhangs austreten. Das zweite Flammenfeld, etwas tiefer gelegen, ist das größere. Dort angekommen, nehmen wir uns etwas Zeit, um dieses Naturschauspiel zu beobachten.

Wir setzen unsere Wanderung fort. Jetzt geht es nur noch bergab, bis wir zu einem schön gelegenen Picknick-Platz gelangen.

Nach dem Picknick mögen wir es gerne bequem und fahren das kurze Stück bis zum Strand von Cirali mit dem Bus. Etwas ist heute anders. Die Ruinen gehen uns förmlich aus dem Weg. Cengiz weiß Abhilfe. Es sind zwar nur wenige „Alte Steine“, aber immerhin – auch an dieser Küste gibt es etwas zu bestaunen. Nach dem kurzen „Lehrpfad“ in Richtung Geschichte haben wir noch etwas Zeit. Baden oder einfach nur einen Tee in einem Restaurant trinken. Ich mag diese typischen Kieselstrände nicht und entscheide mich für das Teetrinken. OK – ein Efes-Bier ist auch noch drin. Die Badelustigen kehren langsam zurück und für uns wird es Zeit, Antalya anzusteuern.

Wir erreichen unser Hotel gegen 17:00 Uhr. Es ist wieder das IC Airport Hotel. Die Zimmerschlüssel werden verteilt. Bis auf mich hat jeder ein Zimmer bekommen. Man hat mich doch tatsächlich vergessen! Oder bin ich als normaler Schwund einer Wanderreise bereits einkalkuliert? Aber warum ausgerechnet ich? Mein „Protest“ hat Erfolg. Schnellstmöglich wird der Computer befragt. „Er sagt“ anschließend, für mich ist ein extra großes Zimmer frei. Ein Traum geht in Erfüllung. Als Einzelreisender bekomme ich ein Riesenzimmer, das fast einer Suite gleicht. Leider nur für eine Nacht und leider nur in der Einflugschneise des Airports.

Schade ist es auch, dass das Areal um den Swimmingpool für heute Abend schon reserviert ist. Eine türkische Hochzeitsgesellschaft wird diesen Abend für Stimmung sorgen. Herzlichen Glückwunsch!

Nach dem Abendessen gibt es bereits die ersten Abschiedsszenen. Meine Abfahrt, morgen zum Flughafen, ist auch schon sehr früh angesetzt. Um 06:00 Uhr soll es bereits losgehen.

Trotzdem, ein Raki (übrigens der Einzige bei dieser Reise) an der Bar muss noch sein. Der Abschied ist dann doch nicht so einfach. Aber eine Umarmung mit Cengiz und Schulterklopfen – das ist mir eine Herzenssache.

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Türkei Lykien Olympos
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Türkei Lykien Olympos
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Türkei Lykien Olympos

12.10.2014

Alles läuft wie ein Schweizer Uhrwerk ab. Um 06:00 Uhr werden wir „Berliner“ abgeholt.

Noch drei Stunden bis zum Abflug, also mächtig übertrieben mit der Zeitspanne bis zum Start? Wir brauchen keine 10 Minuten bis zum Airport. Dort angekommen, sind wir froh für das Zeitpolster, denn die Abflughalle ist mit Menschen überfüllt. Trotzdem geht auch hier alles ruhig und ohne Stress vonstatten.

Mein Gepäck bin ich nun los und ich befinde mich im Abflugbereich. Hier kratze ich meine letzten türkischen Lira zusammen. Es reicht noch für ein belegtes Baguette.

Pünktlich um dreiviertel zwölf landen wir in Berlin. Auch die letzte Etappe nach Neubrandenburg läuft problemlos ab. Mit dem TXL-Bus zur Beusselstraße und von dort mit der S-Bahn (S41) zum Berliner Gesundbrunnen. Hier warte ich 20 Minuten auf den Zug. In Neustrelitz einmal umsteigen. Der Zug nach Neubrandenburg steht schon bereit.

Noch 30 Minuten und ich bin wieder zu Hause.

Fazit der Wanderreise in Lykien:

Wenn die eigenen Erwartungen an eine Reise übertroffen werden, dann muss sie einfach gut sein. Und das war hier der Fall. Es stimmte so gut wie alles.

Ein großes Lob möchte ich an dieser Stelle unserem Reiseleiter Herrn Cengiz Serbes aussprechen. Er verstand es, mit viel Witz und Charme, aber auch ebenso mit Fachwissen und Kompetenz, uns einen kleinen Teil seiner schönen Heimat näherzubringen. Ich mag diesen Mix aus Kultur, Natur und körperlicher Betätigung, ohne auf Bequemlichkeiten (bin ja schließlich im Urlaub) verzichten zu müssen.

Unsere Reisegruppe bestand aus Gleichgesinnten. Natürlich dauert es am Anfang immer zwei oder gar drei Tage, bis sich alle „beschnuppert“ haben. Zum Ende der Woche waren wir dann aber doch eine wirklich nette Gemeinschaft.

Viel Neues habe ich über dieses Land kennengelernt. Sei es seine wechselvolle Geschichte, oder das Leben in der heutigen Zeit. Und wer weiß schon, dass der Nikolaus ein Türke, äh, ich meine natürlich ein Lykier ist. 🙂

Schon eher bekannt ist die Tatsache, dass alle Türken nur Geschäfte machen wollen. Cengiz: „Natürlich könnt Ihr auch Wasserflaschen mit ins Hotel nehmen, nur bitte verstaut sie in eurem Rucksack. Nicht, dass die Hotelangestellten noch glauben, dass wir Geschäfte machen. Obwohl wir natürlich Geschäfte machen.“ 🙂

In diesem Sinne beauftrage ich jetzt den Götterboten Hermes, allen Beteiligten die besten Grüße zu senden.