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10.10.2014
Auf derselben Küstenstraße, die wir gestern gekommen sind, fahren wir nach Demre. Am nördlichen Stadtrand liegt das antike Myra mit seinen eindrucksvollen lykischen Felsengräbern. Ja - die Antike lässt uns auch heute nicht los. Die Felsengräber stammen aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. und gehen auf den Entrückungsglauben der alten Lykier zurück. Damit die Seele eines Verstorbenen möglichst ungehindert, auf direktem Wege, mit Hilfe von Vogeldämonen in den Himmel gelangen konnte, war man also gut beraten, die letzte Ruhestätte entsprechend hoch oben anzulegen. Und natürlich sollte es dem Verstorbenen an nichts fehlen.
So meißelten die Lykier für ihre verstorbenen Anführer die Gräber in Hausform in den Felsen. Je höher und prachtvoller, umso besser. Auch die alten Römer hatten Gefallen an diesem Ort und errichteten gleich nebenan ein schönes, noch gut erhaltenes Amphitheater. Außerdem sind viele Skulpturen und Säulenbruchteile zu bestaunen.
Als nächstes steht die Besichtigung der Nikolaus-Kirche auf dem Programm. Nikolaus wirkte in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts als Bischof von Myra und hat sich tatkräftig für die Armen und Bedürftigen in dieser Region eingesetzt. Später wurde er heiliggesprochen und ihm zu Ehren die Nikolaus-Kirche gebaut.
Sein Gedenktag wird jedes Jahr am 6. Dezember begangen. Seine Gebeine befinden sich heute nicht mehr in Myra. Zu besichtigen ist jedoch noch der Sarkophag. In der Griechisch- und Russisch-Orthodoxen Kirche besitzt der heilige Nikolaus größte Bedeutung. So wundert es nicht, dass der überwiegende Teil der Touristen in Myra Russen sind.
Für das heutige Picknick muss noch eingekauft werden. Wir steuern deshalb, wie üblich, den Markt an und besorgen uns alles frisch. Ich lasse mir aus einem großen Sack eine kleine Tüte Sesamkörner abfüllen, als Mitbringsel für zu Hause. Unmittelbar vor dem Markt sehe ich einen Türken auf einer MZ.
Das legendäre Motorrad "Made in GDR" muss ich unbedingt fotografieren.
Jetzt heißt es: ab zur Küste. Wir fahren nach Kaleücagiz und besteigen unser gechartertes Boot. Es wird eine sehr schöne Bootsfahrt mit Baden in einer romantischen Bucht und anschließendem Picknick an Bord. Einfach herrlich! Nach dem Essen wird der Anker gelichtet und wir nehmen Kurs auf die gegenüberliegende Insel Kekova.
Ganz langsam steuert der Kapitän sein Schiff an der Küste entlang. Kekova ist berühmt für ihre Unterwasserruinen. Die gleichnamige versunkene Stadt Kekova wurde einst durch ein Erdbeben zerstört. Das Wasser ist kristallklar und durch den gläsernen Boden von unserem Schiff sind einige wenige Mauerreste, umschwärmt von kleinen Fischen, zu erkennen. Jedoch - allzu viel sieht man auch nicht und etwas Fantasie wird uns schon abverlangt. Unser Bootsausflug endet in Kaleköy (Burgdorf). Es geht einen steilen Hang hinauf. Dort gibt es das kleinste antike Theater von ganz Lykien zu besichtigen und hoch oben auf der Burg weht die türkische Fahne.
Von hier aus wandern wir weiter, immer entlang der Bucht, bis zurück nach Ücagiz. Dort gönnen wir uns noch eine kleine Tee-Pause, bevor uns der Bus zum Hotel zurück bringt. Unterwegs erzählt uns Cengiz eine seiner berühmten Geschichten aus der griechischen Mythologie. Dieses Mal geht es um Zeus, seine Geliebte Io, die Göttin Hera, den Riesen Argos mit seinen hundert Augen und den Götterboten Hermes. Nachdem die Geschichte zu Ende erzählt ist und wir uns zum wiederholtem Male über die Erzählkunst von Cengiz freuen können, schenkt er jedem von uns einen türkischen Glücksbringer: ein Nazar Boncuk - ein blaues Auge aus Glas. Feierlich betont er, dass nur ein geschenktes Auge seine Wirkung als Glücksbringer entfalten kann. Ich befestige meinen Glücksbringer an meinem Rucksack und dort wird er auch für alle Zeiten bleiben.
Zum Abendessen sind wir die einzigen und letzten Gäste für dieses Jahr. Das Hotel wird am nächsten Tag schließen und erst wieder Ende April oder Anfang Mai 2015 öffnen. Die Saison ist vorbei.